Wir leben in herausfordernden Zeiten. Die streng normierte bürgerliche Wertewelt verändert sich. Soziale Pflichten von einst lösen sich auf. Menschen befreien sich aus traditionellen Rollen, Berufsständen, Klassen. In den Paarbeziehungen geht es heute um ein ausgewogenes Beziehungsverhältnis, da beide Geschlechter in Sachen Erfolg und Leistung gleichermaßen unter Druck stehen. Nach der großen Liebe sucht man im Netz, wo potentielle Partner nur einen Mausklick von einem entfernt sind. Täglich überfrachten wir das Internet mit Mitteilungen, die uns wertvolle Lebenszeit rauben und neue Erwartungen an die eigene Erreichbarkeit hervorbringen. War es früher noch normal, ein paar Tage auf einen Rückruf zu warten, ist das heute keine Option. Wir stehen sofort Rede und Antwort, nahezu besessen davon, mit anderen zu kommunizieren, gebraucht und gehört zu werden. Auch wenn es nur um Lärm, Bewunderung und Aufmerksamkeit geht. Währenddessen uns die Zeit für die wesentlichen Dinge davonläuft: ein wertschätzendes Gespräch, einen Spaziergang in der Natur oder Besuch bei Freunden, Familienmitgliedern, im Museum, Theater, Kino. Der größte Verlust für die Lebenszeit ist das Auf- und Hinausschieben, betonte Seneca und dass man gegen die Schnelllebigkeit der Zeit ankämpfen, sie für sich selbst und andere sinnvoll nutzen muss, so, dass wir uns später im Leben nicht vor unseren Erinnerungen fürchten müssen. Nutzen wir also den Tag, als gäbe es kein morgen, kein was war, kein was wird sein.